"Ich habe einen Arzt gefragt, wann ich wieder Triathlon machen kann. Er sagte: nie wieder"

Nach einem Wakeboard-Unfall schien die sportliche Karriere von Darren Alcock, unserem Triathlonheld des Februars powered by Zurich, beendet. Die Nachwirkungen diverser Knieverletzungen machten ihm über Jahre zu schaffen und verhinderten Starts bei Triathlonwettbewerben. Wir haben mit dem 39-Jährigen über sein wundersames Comeback 2021, die Bedeutung des Ausdrucks „nie wieder“ und die Vorteile, keine Ziele zu haben, gesprochen.

Darren Alcock
Laufen ging mal, mal ging es nicht. Manchmal bin ich losgelaufen und habe nach 200 Metern gemerkt, heute wird das nichts. Dann gab es auch Tage, an denen es ging. Und dafür am nächsten Tag nicht.
Darren Alcock

Darren, wie fühlt es sich an, wieder richtig Sport treiben können?

Genial. Ich hätte vor ein paar Jahren nicht gedacht, dass ich wieder in dieser Form und vor allem auf diesem Niveau sportlich aktiv sein kann.

Hast du direkt nach dem Unfall daran geglaubt?

Am Anfang im Krankenhaus dachte ich, dass ich es schaffe. Aber das war auch ein Zeitpunkt, zu dem ich sehr unter dem Einfluss von Medikamenten stand. Nach ein paar Tagen habe ich einen Arzt gefragt, wann ich wieder Triathlon machen kann. Er sagte: nie wieder. Das hat meine Hoffnungen doch sehr, sehr gedämpft. Nun, sechs Jahre später, kann ich sagen: mit eisernem Willen geht es.

Wie ist es in diesem sechs Jahren vorangegangen?

Radfahren konnte ich nach einem dreiviertel Jahr wieder. Laufen ging mal, mal ging es nicht. Manchmal bin ich losgelaufen und habe nach 200 Metern gemerkt, heute wird das nichts. Dann gab es auch Tage, an denen es ging. Und dafür am nächsten Tag nicht.

Seit 2021 fahre ich mehr Rad, und seitdem klappt auch das Laufen. Ich gehe davon aus, dass es etwas mit der muskulären Stabilität im Knie zu tun hat.

Vor dem Unfall bist du in der 2. Bundesliga gestartet und warst auf der Langdistanz sehr ambitioniert unterwegs.

Ich hatte große Ziele, wollte mich unbedingt als Agegrouper für die Ironman-WM auf Hawaii qualifizieren.

Mit 33 Jahren schienen diese Träume durch den Unfall jäh zerplatzt.

Das war natürlich sehr hart für mich. Ich hatte eigentlich mit all diesen Träumen abgeschlossen. Es gab Zeiten, da wäre ich schon froh gewesen, irgendwann wieder schmerzfrei laufen zu können. Es ist mir in diesen Zeiten schwergefallen, Wettkämpfe anzuschauen, weil ich wusste, ich kann das nicht machen.

Jetzt kannst du den Triathlonsport zum Glück wieder ausüben.

Ja und weißt du was: Ich sehe den Sport jetzt ganz anders: Früher ging es mir darum, zu gewinnen und möglichst gut zu sein. Jetzt sehe ich es viel entspannter. Ich will einfach nur Freude haben.

Trotzdem bist du bei der Ironman-70.3WM in St. George (USA) im Oktober dabei.

Ich habe mich 2021 beim Ironman 70.3 in Luxemburg dafür qualifiziert. Das war wohl das erste Rennen, bei dem ich keine großen Ziele hatte, außer anzukommen. Und plötzlich ist es mir so einfach gefallen.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.